Karin Kunczik-Rüdiger
Ausstellung vom 29.05.2008 bis 20.06.2008
Materialschlacht vom Feinsten
Die Siegburger Galerie Sassen präsentiert die ungewöhnlichen Arbeiten von Karin Kunczik-Rüdiger
Siegburg – Bitumen und Rost, Freunde und Feinde des gemeinen Häuslebauers, erfahren bei der Uckerather Künstlerin eine völlig neue Bestimmung: Die Malerin und Bildhauerin Karin Kunczik-Rüdiger gestaltet mit und aus diesen Materialien geradezu archaische Bilderwelten. Doch handelt es sich dabei weniger um eine Herstellung als vielmehr um eine Entstehung. Sie lässt sie die Arbeiten auf ihrem riesigen Atelierhof in Fiersbach entstehen und wird dabei von drei „Elementen“ unterstützt: Wasser, Sauerstoff und Zeit. Zum Teil sogar sehr viel Zeit – so bedürfen einige Werke der Geduld von mehreren Monaten. In dieser Zeit arbeiten die Naturgewalten für Kunczik-Rüdiger und lassen bizarre Strukturen und Formen wachsen. So hat die vielseitige Künstlerin in den vergangenen 15 Jahren gelernt, die Natur für sich malen zu lassen. Damit sie dies allerdings tut, müssen die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden. Riesige Eisenplatten müssen präpariert werden, um dann mit Leinwände und Nesselstoffe zu reagieren. Über Wochen bilden sich dann immer intensivere Verfärbungen und Stockungen, die im Ergebnis teilweise an Höhlenmalereien erinnern.
Diesen in Rost- und Erdfarben gehaltenen Arbeiten stehen ihre farblich zurückhaltenderen Acryl-Arbeiten der letzten fünf Jahre gegenüber. Auf den ersten Blick scheinen es großflächig, abstrakte Kompositionen zu sein, doch der zweite Blick offenbart in jeder Hinsicht Tiefe: Feinste Verästelungen, ähnlich feinen Blattadern, durchziehen die Flächen. Sie sind das Ergebnis eines sich auch noch nach Monaten fortsetzenden Prozesses: Die Reaktion innerhalb einer Emulsion. Kunczik-Rüdiger hat während ihres künstlerischen Schaffens eine Technik entdeckt und weiterentwickelt, die es ihr erlaubt, eigentlich Unmischbares zu vermischen. So kämpft das stark wasserabstoßende Bitumen mit eingemischten Acrylfarben und sorgt für enorme Spannung. Diese wird an den Stellen der kleinen Furchen und Kanäle sichtbar. Im wahrsten Sinne des Wortes begegnet man bei Karin Kunczik-Rüdiger ungewöhnlich spannenden Bildern.